Jahrespressekonferenz der Fédération des Artisans : Handwerk ist wichtiger Partner bei Zukunftsprojekten
Mit seinen 7.300 Unternehmen und über 90.000 Beschäftigten zählt das Handwerk zu den tragenden Pfeilern unserer Wirtschaft dem bei zahlreichen Zukunftsfragen eine aktive Rolle zukommt.
Schaffung von Wohnraum und Infrastrukturen, Energiewende, Klimapolitik, Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen und Erwachsenen, soziale Integration(…) überall dort sind Handwerksunternehmen aktiv und übernehmen Verantwortung.
Damit das Handwerk dies leisten kann, braucht es günstige Rahmenbedingungen, die von der Politik vorgegeben werden. In seiner Jahrespressekonferenz gingen die Verantwortlichen der Fédération des Artisans auf verschiedene prioritäre Herausforderungen ein, und darauf was man sich in diesem Kontext in den kommenden Monaten und Jahren von der Politik erwartet.
Folgende Feststellungen sind zu machen:
• Das Handwerk leidet unter einem massiven Mitarbeitermangel (qualifizierte wie auch nicht qualifizierte)
• Die Produktivität im Handwerk stagniert seit Jahren
• Die gesetzliche Organisation der Arbeitszeit wird den Realitäten in den Unternehmen nicht mehr gerecht
• Selbständige werden im Bereich der Sozialversicherung im Vergleich zu angestellten Versicherten diskriminiert
Aus diesen 4 zusammenfassenden Feststellungen ergeben verschiedene prioritäre Handlungsfelder, die die Fédération des Artisans in den kommenden Wochen und Monaten mit der Politik diskutieren möchte
Berufliche Grundausbildung und schulische Orientierung
Seit Jahren ist der Fachkräftemangel ein ständiger Begleiter fast aller Handwerksbetriebe. Nur wenige junge Menschen finden den Weg in die Berufsausbildung und noch weniger unter ihnen bringen die nötigen Voraussetzungen mit um ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die verschiedenen Reformen, die in diesem Zusammenhang stattgefunden haben, zielten vor allem darauf ab, den jungen Menschen irgendwann ein Diplom zu verleihen anstatt sie ausreichend auf ihren künftigen Beruf vorzubereiten.
In den Augen der Fédération des Artisans bedarf es daher einer grundlegenden Neuausrichtung der schulischen Orientierung, bei der manuelle Fähigkeiten und technische Interessen ebenfalls berücksichtigt werden anstatt einer Orientierung, die über sukzessive schulische Misserfolge irgendwann in einer handwerklichen Ausbildung mündet.
Zudem schlägt die Fédération des Artisans vor, die berufliche Ausbildung aus dem Erziehungsministerium auszugliedern und künftig dem Beschäftigungsministerium zu unterstellen.
Berufliche Weiterbildung in den Kompetenzzentren des Handwerks
Im Juli 2015 hat die Fédération des Artisans mit den repräsentativen Gewerkschaften und der Regierung ein interprofessionnelles Abkommen unterzeichnet, um eine solidarische Finanzierung der Kompetenzzentren des Handwerks zu gewährleisten. Die Unternehmen des Gebäudetechnik und des Gebäudeausbaus leisten einen Beitrag in Höhe von 0,5 Prozent ihrer Lohnmasse und profitieren im Gegenzug kostenlos von den Weiterbildungsangeboten der Kompetenzzentren.
Die Initiative wurde insbesondere vom Wirtschaftsministerium und dem Beschäftigungsministerium konsequent unterstützt. Um die Solidarität unter den Unternehmen in diesem wichtigen Punkt zu stärken und um eine wesentliche bürokratische Entlastung zu erreichen, schlägt die Fédération des Artisans vor den obligatorischen Beitrag zu solchen Weiterbildungsinitiativen über den „Centre Commun de la Sécurité Sociale“ einzuziehen, so wie dies für andere Lohnnebenkosten auch der Fall ist.
Aktivitätszonen und Landesplanung
Die verschiedenen sektoriellen Pläne befinden sich nach wie vor in der Prozedur, während sich fehlende Niederlassungsmöglichkeiten für Handwerksbetriebe zunehmend negativ bemerkbar machen. Wegen der zunehmenden Größe der Handwerksbetriebe und durch immer neue Auflagen bleibt den meisten Unternehmen keine andere Wahl als sich in Aktivitätszonen niederzulassen. In diesem Kontext ist es also wichtig, die Ausweisung neuer Aktivitätszonen respektive die Ausweitung bestehender Zonen zügig voranzutreiben.
Darüber hinaus müsste geprüft werden, wo eine dichtere Bebauung möglich ist und ob die verschiedenen Nutzungsregelungen für Unternehmen auch umsetzbar sind. Wegen der hohen Kosten, die für die Schaffung von gewerblichen Gebäuden entstehen, müssten mittelständische Unternehmen finanziell besser begleitet werden.
Arbeitszeitorganisation
In den vergangenen Jahren hat die Regierung zahlreiche neue Urlaubsformen geschaffen ohne jedoch den Unternehmen die Möglichkeit zu geben ihrerseits bei der internen Arbeitsorganisation ebenfalls flexibler agieren zu können. Die jüngste Reform der Arbeitszeitorganisation ist für kleine und mittlere Unternehmen nicht zu handhaben.
Die Fédération des Artisans fordert die Regierung dazu auf, dass Arbeitszeitmodelle auf der Ebene der Unternehmen gemeinsam mit den jeweiligen Arbeitnehmern verhandelt werden können, anstatt, dass ein einheitliches Modell von oben herab dekretiert wird.
In den Augen der Fédération des Artisans kann man nicht immer neue Flexibilisierungsmöglichkeit zugunsten der Arbeitnehmer beschließen, ohne auf der anderen Hand den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls an die geänderte Lage anpassen zu können.
Allgemeine Arbeitszeitreduzierungen sind in jedem Fall abzulehnen.
Diskriminierung von Selbständigen im Bereich der Sozialversicherungen
Im Vergleich zu angestellten Versicherten werden Selbständige im Bereich der Sozialversicherungen immer noch konsequent benachteiligt. Dies ist u.a. im Bereich des Arbeitslosengeldes, des „Reclassement“ und der Rentenversicherung der Fall, wovon hauptsächlich Frauen betroffen sind. Die Fédération des Artisans fordert demnach die Gleichstellung von selbstständigen und angestellten Versicherten auf allen Ebenen der Sozialversicherung.
Steuerliches Umfeld für KMU
Mittelständische Unternehmen fehlt es in der Regel an ausreichend Eigenkapital um Investitionsausgaben stemmen zu können.
Dies führt auch dazu, dass der Zugang zu Bankkrediten wegen fehlender Garantien teils problematisch ist.
Um diesen Nachteilen entgegen zu wirken, schlägt die Fédération des Artisans erneut die Schaffung einer steuerlich immunisierten Investitionsreserve für KMU vor. Diese Reserve könnte mit maximal 50.000 Euro jährlich gespeist werden und dürfte den Gesamtwert von 250.000 Euro nicht überschreiten.
Die Fédération des Artisans will diese und andere Themen in den kommenden Monaten mit der nächsten Regierung diskutieren.